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NRW: Rekord an offenen Stellen in Ingenieur- und Informatikberufen

Fachkräftemangel bremst Klima- und Energiewende in NRW

Der akute Mangel an Fachkräften kann die Digitalisierung, die Energiewende und die Verfolgung der Klimaschutzziele gefährden. Der Arbeitsmarkt in Nordrhein-Westfalen verzeichnet einen Rekord an offenen Stellen.
Die Klima- und Energiewende ist nur ein Aspekt, ohne die gesuchten Kräfte fällt unsere Leistungsfähigkeit zurück, unsere Produkte werden nicht mehr TOP sein.

Die Energiewende soll kurzfristig geschafft werden, fordert Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck. Außerdem wollen auch die Digitalisierung und die Aktivitäten für den Klimaschutz gemeistert werden. Aber der Fachkräftemangel beeinträchtigt seit langem viele Branchen. Heute können laut aktuellem VDI-/IW-Ingenieurmonitor in Deutschland 151.300 offene Stellen in Ingenieur- und Informatikberufen nicht besetzt werden. Allein Nordrhein-Westfalen verzeichnet 24.810 offene Stellen im 1. Quartal 2022. Damit steht NRW an zweiter Stelle direkt nach Bayern (rd. 39.000). 
Junge Menschen und Zuwanderer ansprechen
Um den Fachkräftemangel zu beheben, müssen vor allem junge Menschen für die Ingenieurwissenschaften und Informatik gewonnen werden. „Dazu müssen aber der mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterricht gestärkt und die Digitalisierung vorangetrieben werden“, fordert Prof. Dr. Friedhelm Schlößer, der Vorsitzende des VDI Landesverbands NRW. Vielleicht könnte es helfen, die Ingenieurberufe stärker als Klimaschutzberufe zu bewerben. „Außerdem ist es wichtig, den Arbeitsmarkt für Fachkräfte aus dem Ausland zu öffnen. Wir brauchen die Zuwanderung qualifizierter Fachkräfte aus dem Ausland“, so Schlößer. „Dafür muss es aber für ausländische Fachkräfte einfacher möglich werden, hier berufstätig zu werden“, betont Prof. Schlößer. „Dazu muss die Zuwanderung vereinfacht und weniger bürokratisch möglich werden.“ 
Nicht nur die Engpässe bei Rohstoffen und Komponenten aus dem Ausland, auch der Mangel an Fachkräften werden die wirtschaftliche Entwicklung in der nächsten Zeit maßgeblich beeinflussen. Die größte Nachfrage in NRW besteht derzeit im Bereich Informatik (9.340 offene Stellen). Aber auch im Bauingenieurwesen, in der Gebäudetechnik und der Architektur ist ein Höchstwert (7.740) an offenen Stellen zu verzeichnen. Ebenso hat in den Bereichen Maschinen- und Fahrzeugtechnik (+60%), Energie- und Elektrotechnik (35%) und Technische Forschung und Produktionssteuerung (50%) das Stellenangebot im Vergleich zum Vorjahr drastisch zugenommen. Nur in den Bereichen Metallverarbeitung und Kunststoffherstellung/Chemische Industrie ist die Nachfrage geringer (mit 60 bzw. 170 offenen Stellen in NRW).
Zwar ist die Zahl der arbeitslos gemeldeten Ingenieur*innen und Informatiker*innen in Nordrhein-Westfalen zurzeit mit 7.529 die höchste in Deutschland. Aber trotzdem kamen im ersten Quartal 2022 in NRW rein rechnerisch auf 100 Arbeitslose 329 offene Stellen. Für ganz Deutschland kommen auf 100 Arbeitslose sogar 418 offene Stellen. Damit ist die Situation mit der in 2019 vergleichbar. Im März 2019 haben einzelne Bereiche wie Bauwesen und Energie- und Elektrotechnik Rekordwerte für diese sogenannte Engpassrelation erreicht. 
Die Nachfrage wird steigen
Es zeigt sich, dass Klimaschutz, Energiewende und die sie begleitende Digitalisierung in den kommenden Jahren zu einem erhöhten Bedarf an Mitarbeitern führen werden. Die aktuelle Situation wird sich nach Einschätzungen aus der Wirtschaft noch weiter verschärfen. Denn neben den wechselnden Konjunkturaussichten, die den Personalbedarf beeinflussen, ist auch die Alterung der Gesellschaft ein wesentlicher Faktor, der den Bedarf ansteigen lässt. So werden nach Einschätzung des VDI und des Instituts der Deutschen Wirtschaft jährlich etwa 74.000 Ingenieur*innen und Informatiker*innen benötigt. Demographisch bedingt gehen pro Jahr etwa 56.000 Ingenieur*innen und Informatiker*innen in den Ruhestand. Die rund 70.000 Hochschulabsolventen und die etwa 34.000 ausländischen Ingenieur*innen und Informatiker*innen, die jährlich nach Deutschland einwandern und hier berufstätig werden, können den Bedarf nicht kompensieren. Zudem sinken seit mehr als 5 Jahren die Studienanfängerzahlen, wodurch die Situation noch verschärft wird. Berücksichtigt man alle diese Faktoren, so fehlen aktuell 26.500 Hochschulabsolventen jährlich, um die Digitalisierung, den Klimaschutz und die Energiewende zu bewältigen. 

 
 
 
 
 
 
 

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